Fernwärme, Strom, Verkehr Wie klimafreundlich ist Aschersleben?
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Aschersleben –
Der Klimaschutz und die damit einhergehende Energiewende gehören zu den Mammut-Projekten der Bundesregierung. Doch welche konkreten Ansätze gibt es vor der eigenen Haustür?
Der mit Abstand größte Teil des in Aschersleben produzierten Stroms kommt aus gasbetriebenen Blockheizkraftwerken – also aus fossilen Brennstoffen. Die werden von den Stadtwerken Aschersleben (SWA) betrieben, dem Grundversorger der Region. Der beliefert rund 90 Prozent der Haushalte in der Stadt. Von den 70 jährlich verkauften Gigawattstunden Strom werden 32 in Aschersleben produziert. Der Rest wird zugekauft.
Stadtwerke produzieren Strom in Gas-Blockheizkraftwerken
Vertriebsleiter Jürgen Becker von den Stadtwerken hält die Blockheizkraftwerke trotzdem für zukunftsfähig: „Für den Übergang ist es immer noch eine gute Technologie, die viel zur Reduktion des Kohlenstoffdioxid-Ausstoßes beiträgt.“
So würden hier 90 Prozent der durch den Brennstoff zugeführten Energie auch wirklich beim Verbraucher ankommen. Dagegen liegt die Effizienz eines Kohlekraftwerkes bei höchstens 40 Prozent.
Seit 2012 treiben die Stadtwerke in Kooperation mit der Ascherslebener Gebäude- und Wohnungsgesellschaft (AGW) auch die Stromerzeugung durch Sonnenenergie voran. Bisher produzieren die zwölf auf Dächern platzierten Anlagen aber nur rund eine halbe Gigawattstunde im Jahr. Auch die Wohnungsgenossenschaft „Einigkeit“ hat bisher 14 Dächer mit Solarplatten bestückt und produziert damit etwa die gleiche Menge Strom.
Geringer Anteil von Strom aus Sonnenenergie
Seit dem 1. Januar betreiben Stadtwerke und AGW außerdem das sogenannte Mieterstrom-Projekt in der Bahnhofstraße. Der in einem Wohnblock erzeugte Solarstrom wird hier nicht wie üblich in das Stromnetz eingespeist, sondern direkt im Haus verbraucht.
Reicht der nicht aus, wird das normale Netz angezapft. „So können auch Mieter die Vorteile der Solarenergie nutzen und müssen dafür nicht einmal Netzentgelt bezahlen“, sagt Becker. Das Problem: Nur etwa die Hälfte der Mieter hat das Angebot angenommen. „Das spart etwa 30 Euro im Jahr und hat absolut keine Nachteile“, so Becker.
Stadtwerke betreiben vier Ladesäulen für Elektro-Fahrzeuge
Man müsse die Energiewende auch im Kleinen angehen, findet der Vertriebsleiter. Wenn möglich fährt er deshalb mit dem firmeneigenen Elektroauto zu Terminen. Auch zwei E-Bikes und insgesamt vier Ladesäulen für Elektro-Fahrzeuge haben die Stadtwerke bisher angeschafft.
Die würden aber kaum genutzt. Laut Salzlandkreis waren im Jahr 2018 lediglich 39 von über 100 000 zugelassenen Pkw reine Elektrofahrzeuge. In Aschersleben waren in dieser Zeit 13 E-Autos angemeldet.
Gundel Jahn sitzt für die Grünen im Ascherslebener Stadtrat. 2015 hatte sie dem Gremium einen Vorschlag für ein Energiespar-Konzept vorgelegt. Passiert sei seitdem wenig, beklagt Jahn. „Der Trend ist zwar positiv, aber es kommt alles viel zu spät.“
Jahn kritisiert wenig Interesse an klimafreundlichen Technologien
Sie moniert den mangelnden Willen, in klimafreundliche Technologien zu investieren. „Die meisten Ansätze versanden in der Bürokratie. Dabei kann hier viel Geld gespart werden“, so Jahn.