Mit Sonnenenergie Geld verdienen
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Nun, zwei Jahre später, haben die Mitglieder des Liebenwalder Bauausschusses die Pläne diskutiert. Sie empfehlen den Stadtverordneten, das Vorhaben zu unterstützen. Doch handelt es sich nur um einen Vorentwurf, der den Kommunalpolitikern vorgestellt wurde. Der muss nun veröffentlicht werden, damit die Träger öffentlicher Belange (unter anderem das Bauordnungsamt des Kreises und die Naturschutzbehörden) ihre Stellungnahmen dazu abgeben können. Insofern braucht Fischer noch einen langen Atem, bis das Unternehmen tatsächlich mit den Solarparks Geld verdienen kann. Auf die Frage, was er sich wünschen würde, kommt prompt als Antwort: “Dass solche Investitionen in die Zukunft intensiver unterstützt werden. Alle sprechen von der Förderung alternativer Energien. Genau das wollen wir machen. Als Agrarunternehmen stehen wir auch für den Umwelt-, Tier- und Artenschutz. Das Geld dafür haben wir in die Investitionskosten eingerechnet. Deshalb hoffen wir darauf, dass das Genehmigungsprozedere optimiert wird, damit möglichst schnell die Baugenehmigungen erteilt werden können.”
Einen ersten Teilerfolg hat das Unternehmen bereits erzielt. Die Solarmodule auf dem Stallkomplex an der Eismeerstraße in Neuholland sind installiert. Über den Jahreswechsel wurden die Anlagen montiert. 522 Kilowatt an Energie könnten in Spitzenzeiten ins Netz eingespeist werden. Allein die E.dis hat den Anschluss erst im Laufe des Jahres angekündigt. “Wir produzieren also Energie aus Sonne, aber wir haben noch nichts davon”, stellt Fischer fest. Den Mut lässt er sich dennoch nicht nehmen. Vielmehr hofft er, dass die E.dis die Anschlüsse möglichst bald legt, damit die gut 600 000 Euro Investitionskosten auch zeitnah für einen Geldsegen sorgen.
Das gesamte Projekt umfasst ein Investitionsvolumen von rund 3,5 Millionen Euro. Dazu gehören neben der Anlage auf dem Komplex an der Eismeerstraße auch die ehemaligen Flächen der Stallanlagen der Rinderkombinate 1, 2, 3 und 7 in der Nähe von Freienhagen und Neuholland. Die Ställe werden schon seit Jahren nicht mehr genutzt und sind teilweise eingefallen. Die Gebäude sollen abgerissen werden, um auf den Fundamenten dann die Solarmodule aufzustellen. Rein technisch kein Problem. Theoretisch könnten die Anlagen schon stehen. Doch einfach die Bagger bestellen, das geht dann doch nicht. Immerhin haben sich in den Gebäuden und auf den Geländen schon andere Mieter eingefunden: Fledermäuse, Eidechsen und Schwalben. Die gab es auch am Stallkomplex in der Eismeerstraße, wie das Zertifikat “Schwalbenfreundliches Unternehmen” bestätigt. Und die Schwalben sind auch heute noch da. “Wir haben bei der Montage der Solarmodule darauf geachtet, dass die Brutplätze erhalten bleiben”, sagt Fischer.
Auch für die anderen Areale, auf denen gebaut werden soll, mussten Vogelgutachten und weitere für Amphibien, für Fledermäuse und sogar für Insekten erstellt werden. Das dauert insofern, weil die Fachleute die Areale nicht nur punktuell und einmal, sondern flächendeckend und über das Jahr begleitend untersuchen. Daraus resultieren dann auch die Vorgaben für ein Schwalben- oder Insektenhotel sowie eine Hügellandschaft, in der die Amphibien ein neues Zuhause finden werden. Auf dem Schornstein des Rinderkombinates 3 hat ein Storch sein Nest gebaut. Doch das wird er aufgeben müssen, aber erst Ende des Jahres, wenn die Brut flügge geworden ist. Denn der Schornstein sei mehr als reparaturbedürftig und könne leider nicht mehr instandgesetzt werden, so Fischer. “Wir wollen auch nicht, dass Meister Adebar und seine Küken von den Trümmern erschlagen werden, wenn der Schornstein wirklich den Geist aufgibt und in sich zusammenfällt. Außerdem wollen wir, dass er nächstes Jahr wiederkommt. Deshalb bekommt er einen neuen Horst”, so Fischer weiter. Alles Auflagen, die viel kosten, denen sich Fischer jedoch gern stellt. Gut 60 Prozent der Investitionskosten sind für diese Umweltaktivitäten in den Planungen vorgesehen. Deshalb hatte der Planer auch den Auftrag, schon bei der Vorbereitung der Projekte, dies zu berücksichtigen. “Ich hoffe, dass wir an viel gedacht haben, damit später kaum noch Forderungen kommen”, so der Landwirt. Die Mitglieder des Liebenwalder Bauausschusses waren mit den vorgestellten Planungen jedenfalls “vollauf zufrieden” und gaben ihnen ihr Okay.